Franz Zehnbier „Häuserkampf“

Häuserkampf, wer von euch da an den Kosovo, an Afghanistan oder Syrien denkt – liegt völlig verkehrt.

Mitten im Sommerloch kam sie – die Meldung am Rande – die uns alle zu denken geben sollte. Die Bundeswehr baut für „knapp“ 100 Millionen Euro Steuergeld eine Übungsstadt mit eigenem Bahnhof, Industriegebiet und Elendsviertel.
Dieses europaweit einmalige Trainingsgelände entsteht in Sachsen Anhalt im Zuge des „Aufbau Ost“ – auf dem historischen Grund von Schnöggersburg – einem Ort der von der Wehrmacht geschliffen wurde für einen Truppenübungsplatz.

Die Bundeswehr baut halt immer noch gern auf gute Traditionen aus der Vergangenheit auf.
Ab 2017 sollen bis zu 1500 Soldaten gleichzeitig dort den Häuserkampf trainieren.
Was mir Sorge bereitet – die Bundeswehr ist nach der Aussetzung der Wehrpflicht keine Armee des Landes, des Volkes mehr – sondern vollzieht mit riesen Schritten einen Wandel von einer Verteidigungsarmee zu einer vom Steuerzahler finanzierten Söldnertruppe, die für die Wirtschaftsinteressen großer Konzerne ins Feld zieht – mit oder ohne den Segen der UN.

Bei der Gamescom in Köln wirbt die Bundeswehr ihren Nachwuchs an frei nach dem Motto: Willst du immer nur Killerspiele spielen? Komm hole dir den ultimativen Kick … „make it real“ Bundeswehr.

Und just in diesem Moment verkündet das Bundesverfassungsgericht, dass bereits in unserem Land vor Monaten unmerkellich die Regierung übernahm: Die Bundeswehr dürfe auch mit Waffengewalt im inneren unseres Landes eingesetzt werden. Eine erstaunliche Auslegung unseres Grundgesetzes, ich vermute, dass auf Weisung dieses Gremiums dann 2017 die ersten Hartz IV Empfänger und Asylbewerber nach Schnöggersburg zwangsumgesiedelt werden – damit die Übungsbedingungen auch Real sind. Verluste werden umgehend durch neue ersetzt.
Ist die Truppe erst einmal richtig trainiert, kann die Politik im Auftrag der Monopolisten und Weltkonzerne sämtliche sozialen Leistungen – für die wir eingezahlt haben – in unserem Lande und Europa streichen.
Dann dauert es sicher nicht mehr lange und Schnöggersburg ist überall – in Bremen, Madrid, Rom, Berlin überall wo es den Besitztum der „Schönen und Reichen“ zu verteidigen gilt.

In der Hoffnung – dass ich ein solches Szenarium nicht wirklich miterleben muß – verbleibe ich nachdenklich bis zu nächsten mal euer Franz Zehnbier.

Sollte wegen dieser Kolumne die Bundesanwaltschaft gegen mich Ermittlungen aufnehmen – bleibt mir am Ende auch nur die Flucht in die Botschaft von Ecuador mit der bitte um politisches Asyl.

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