Es muß nicht immer Satire sein …

Katz & Maus

Ich sitze im Liegestuhl auf der Terrasse lese ein Buch – ein rascheln auf der Wiese läßt mich aufblicken. Mein Kater liegt im Gras auf der Lauer, mal springt er nach einem Schmetterling, mal nach einem Grashüpfer. In einem Moment wo ich kurz nach den Wolken schaue bekommt er eine Maus zu fassen.

Jetzt beginnt sein mörderisches Spiel, die Maus hat keine Chance.

Immer wieder lässt er die Maus für Bruchteile von Sekunden in ihrer Todesangst laufen. Sofort durchbohren auch schon wieder seine Krallen den zarten Mäusepelz, immer weiter geht sein Spiel. Jetzt springt er in die Höhe und landet mitsamt seiner vier Pfoten auf der Maus, er dreht sich auf den Rücken die Maus in den Krallen und windet sich hin und her – jetzt katapultiert er sie in die Luft, bevor diese auch nur wieder den Boden erreichen kann hat er sie bereits wieder mit den Vorderpfoten gefangen.

Dann lässt der Kater sie aus den Pfoten gleiten, die Maus ist tot. Er legt sich neben die Maus auf die Seite, scheint tiefenentspannt. Einige Minuten später steht er wieder auf läuft um die Maus herum und es scheint als wolle er Sie mit den Vorderpfoten animieren das Spiel fortzusetzen.

Doch die Maus ist Mausetod. Er setzt sich vor die Maus und verweilt dort während meine Gedanken abschweifen, für einen Moment denke ich an die Menschen, die in Todesangst auf dem Mittelmeer treiben in der Hoffnung doch im letzten Moment gerettet zu werden.

Des öfteren in meinem Leben war ich mit einer kleinen Segeljolle auf dem Meer, ich kenne die Gefahren die Tücken der See wenn das Wetter umschlägt, wenn die Kräfte nachlassen. Es läuft mir kalt über den Rücken bei diesen Gedanken.

Ich gehe in das Haus um mir etwas zu trinken zu holen und setze mich ganz in diesen Gedanken hin. Einige Augenblicke später durchbricht das klappern der Katzenklappe meinen Gedankenfluss.

Mein Kater erscheint und legt mir die Maus vor die Füße, streicht ein paar mal um meine Waden entlang und entschwindet Richtung Futternapf, er frisst etwas und entschwindet wieder durch die Katzenklappe.

Ich verharre noch einen Augenblick – den Blick auf die tote Maus gebannt – dann fasse ich sie am Schwanz an – stehe auf und trage sie zur Tür hinaus als mein Telefon klingelt. Ich lege sie draußen auf dem Waldboden ab und eile zum Telefon. Über das Telefonat vergesse ich die tote Maus.

Einige Tage später legt mir mein Kater erneut eine Maus vor die Füße sofort fällt mir ein, daß ich die andere vergessen hatte zu begraben.

Doch als ich mit der Maus in der Hand dort ankam, lag die andere schon nicht mehr an dem Platz an dem ich sie abgelegt hatte.

Etwa einen Meter davon entfernt entdeckte ich Sie.

Es war kein schöner Anblick, Totengräber, Fliegen und orange Nacktschnecken die so scheint es mir von Ameisen attackiert wurden hatten sich der Toten angenommen, so makaber es auch scheinen mag – es ist und bleibt der Lauf der Natur.

Ich überlege noch kurz ob ich diesen Lauf wirklich stören soll, dann nehme ich mich beherzt der beiden getöteten Mäuse an und begrabe Sie.

Wieder sind meine Gedanken bei den Menschen die auf der Flucht über das Mittelmeer sind.

Ich frage mich wer nimmt sich ihrer Toten an?

Das Meer?

Bliebt ihnen nur das Meer?

Die Toten die man an den Küsten findet oder aus dem Wasser fischt werden Sie wenigstens mit Würde behandelt?

Und denen die es überleben was erwartet sie hier? Demütigungen wie Unterkünfte in Zelten und Containern hinter Stacheldraht?

Dazu vor den Toren auf marschierende Horden so genannter „besorgter Bürger“, die die Politik nicht wirklich stoppen will. Die Ihnen hier Angst machen und Ihnen ein Recht auf ein Leben absprechen, schon gar des eines Menschen würdigen Lebens.

Mein Kater kommt zu mir, streicht um meine Beine und boxt mich mit seinem Kopf am Knie. Es scheint er will mir sagen ich solle mich nicht sorgen, nicht traurig sein – er ist doch für mich da.

Er ist nur ein Kater, er kann nicht wissen worüber ich mir Gedanken mache – er spürt nur – das es mir nicht gut geht.

Leider gibt es noch viel zu viele Menschen – die sich keine Gedanken machen, machen wollen und leider auch viel zu viele – die meine Gedanken nicht teilen – können – oder sie nicht teilen wollen.

FRC © 2015

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